Montag, 22. Oktober 2012

Ich möchte auch ein Tagebuch führen

Im letzten Artikel zum Thema Tagebuch fürs Pferd, hab ich ja bereits kurz beschrieben wie ich dazu gekommen bin ein solches zu führen. In diesem Beitrag möchte ich etwas näher darauf eingehen, was sinnvollerweise drinne stehen soll...

Auf der rechten Seite seht Ihr ein Muster meines Stallbuches, das hier jedoch etwas aufgehübscht und aktualisiert wurde. Das Originalbuch von meinem Hengst Soofian ist noch etwas anders aufgebaut. Ist ja auch schon ein paar Jährchen her...

Da ich jedoch aktuell wieder mehrere Pferde arbeite, habe ich das Buch mal auf den neuesten Stand gebracht.


Am oberen Ende sollte irgendwo die Möglichkeit sein, generelle Termine wie Hufschmied, Reitstunden, Impfungen und ähnliches einzutragen. Das hilft auch beim späteren Blättern, wenn man was bestimmtes sucht. Man muß dann nicht alles lesen, sondern kann sich auf die Überschriften beschränken.

Direkt darunter seht Ihr mein (allerdings jetzt angepasstes und erneuertes) Ankreuzsystem. Ich habe die Kennbuchstaben etwas verändert, da ich damals noch andere Schwerpunkte hatte und auch für das Distanztraining mehr im Gelände unterwegs war. Das brauche ich aktuell nicht, deswegen die Überarbeitung.

Hier ist meine Kennbuchstaben-Legende:

G = Gymnastizierung: wenn ich diesen Buchstaben ankreuze, dann beschreibe ich im Text auch noch kurz die Art und Weise der Gymnastizierung, beispielsweise mit dem Vermerk Arbeit an Takt, oder ähnliches.
D = Dressurlektionen: hier habe ich konkret angegeben, was genau ich in der Stunde gemacht habe, da ich bei meiner Reitlehrerin zumeist auf den nächsten Turnierlevel hin gearbeitet habe, waren die Lektionen zu der Zeit oft an die Turnieranforderungen angepasst.
S = Springen: obwohl ich eher nicht der mutige Springreiter bin (zumindest was den Parcours angeht) so habe ich doch durchaus Spaß an dem einen oder anderen Baumstamm oder Graben im Gelände, deswegen standen auch regelmäßige Springstunden auf dem Programm.

Während die ersten drei Punkte zumeist der Pferd unter dem Sattel als Thema hatten (also Pferd mit Reiter) beziehen sich die drei mittleren Punkte auf die Arbeit ohne Reiter:
B = Bodenarbeit: hier hatte ich früher noch in verschiede Lehrer unterschieden oder auch in GHP, Westernbasierende Inhalte und ähnliches. Ich finde heute, daß man das unter dem Überbegriff Bodenarbeit gut zusammenfassen kann, ich arbeite eh nach meinem eigenen System.
L = Longenarbeit: unter dieses Kapitel möchte ich auch die Arbeit mit Doppellonge oder Langzügel mit einordnen. Auch das Fahren vom Boden aus, würde ich in diese Kategorie mit einordnen. Einmal in der Woche sollte man sich mit diesem Thema schon beschäftigen.
F = Freispringen: Sowohl die Arbeit mit Cavalettis, als auch das klassische Freispringen fällt in diese Kategorie. Ebenso würde ich ein Springen an der Hand im Gelände hier einordnen, weil es eben keinen Reiter beinhaltet und das Pferd sich so in Ruhe ausbalancieren kann.

Die letzten drei Punkte sind als eine Art Sonstiges zu verstehen, da ich mich damit immer wieder, jedoch nicht mit speziellem Fokus mit diesen Bereichen beschäftige (die Ausnahme ist natürlich beim Jungpferd, das erst noch alles lernen muß):
H= Horsemanship: hier geht's mir um die absoluten Basics, Hufe geben, ordentlich Führen, Verladen, Anbinden, eben alles was ein Pferd (und derjenige der es arbeiten möchte!) so grundsätzlich können sollte. Diesen Bereich arbeite ich mit Pferden aller Altersstufen immer mal wieder durch.
A= Ausritt: hier geht's mir um die Bewegung im Gelände, egal ob es ein Ausritt oder ein Spaziergang an der Hand ist, auch das Reiten mit Handpferd kommt in diesen Bereich. Es heißt natürlich nicht, daß man im Gelände nicht auch Gymnastizieren kann, aber die Abtrennung zur Arbeit auf dem Platz war mir wichtig.
V = Verschiedenes: hier ordne ich alles ein, was sonst nicht wirklich passt. Beispielsweise das Fahren, Zirkuslektionen, Freiarbeit, RoundPen und ähnliches. Aber auch das Einstudieren einer Choreografie oder Quadrille würde ich hier einsortieren.

Sehr wichtig finde ich auch, daß man sich die Zeiten notiert. Oft kommt einem die Zeit die man tatsächlich gearbeitet hat viel länger oder auch viel kürzer vor, als sie tatsächlich war. Vor allem beim Reiten im Gelände hab ich mich schon gerne mal verbummelt. So wurde aus dem Stündchen im Gelände ganz schnell mal ein halber Tag, kein Wunder wenn das noch junge Pferdchen am nächsten Tag etwas steif geht, obwohl es doch so offensichtlich Spaß an dem Ausflug hatte.

Auch die Witterung ist, nicht nur für ältere Pferde, ein wichtiges Thema. Wenn es beispielsweise sehr windig oder auch sehr heiß war, notiere ich mir das. Auch wenn wir unterwegs von einem Regenguss überrascht wurden und dann plitschnaß nach Hause gekommen sind. Nur so als Beispiel...

Die Benotung des Pferdes und des Reiters war ursprünglich auf meiner Tabelle nicht mit drauf, die Idee habe ich im Netz gefunden. Aber ich finde es interessant, sich wirklich mal kritisch selbst zu bewerten und auch die Leistung des Pferdes möglichst objektiv zu analysieren. Das erspart einem später langwieriges Blättern und nachlesen, wenn man sich über die Motivation seines Pferdes Gedanken macht. Sollte jemand anderes das Pferd reiten (beispielsweise eine Reitbeteiligung oder in einer Reitstunde) ist es sicherlich auch nicht verkehrt, diese Bewertung mit zu notieren.

Die Smilies sind für die generelle Zufriedenheit: war die Arbeit heute klasse, eher durchwachsen oder hat es gar nicht geklappt? Das alles ist völlig legitim und kommt immer mal vor. Jeder Reiter (und auch jedes Pferd!) hat mal einen schlechten Tag. Bevor sich aber generelle Unzufriedenheit breit macht und man nicht sicher ist, wo das auf einmal her kommt, hier kann man vielleicht Anhaltspunkte finden, schon lange bevor der Spaß verloren geht. Am Ende des Monats kann man ja mal quer blättern was alles so gewesen ist.

Ganz wichtig finde ich die Angaben zu Fütterung, Weidegang und Paddockzeiten des Pferdes! Ein Pferd sollte regelmäßig über den Tag verteilt kleine Portionen zu fressen bekommen. Nur drei oder gar nur zwei Mahlzeiten sind definitiv zu wenig. Vor allem wenn das Pferd keinen uneingeschränkten Weidegang hat. Man sollte sich die Mühe machen, die Rationen genau zu berechnen und das Futter auch entsprechend abzuwiegen. Man muß es ja nicht jedesmal tun, aber wenn man einmal den Blick dafür hat, genügt eine sporadische Kontrolle (oder eine kleine Markierung am Meßbecher, bzw. Heunetz)...

In diesem Bereich sollte man auch ganz genau eventuelle Zusatzfuttermittel notieren, wenn der Besuch der Verwandtschaft 5 kg Karotten mitgebracht und im Laufe des Nachmittags auch verfüttert hat, sollte das auf jeden Fall mit im Buch stehen. Ebenso wenn die Steuobstwiese freigegeben war und alle Pferde sich mit Obst den Bauch voll geschlagen haben. Auch die Zeiten mit Weidegang sollten (vor allem in den An- und Abweidephasen) genau mit notiert werden.

Das Buch sollte zum handschriftlichen Ausfüllen in der Putzbox oder im Sattelschrank bereit liegen, denn wenn man sich für die Variante "ich trage es dann zuhause ein" entscheidet, steht oftmals kaum die Hälfte von dem drinne, was wichtig gewesen wäre. Vor allem wenn man mehrere Pferde pro Tag hintereinander arbeitet. Ob man zusätzlich ein Online-Tagebuch führen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Das kann man dann ja bei Gelegenheit nachtragen oder nur die wichtigsten Ereignisse beschreiben...

Im dritten Teil der Reihe geht es um das Herstellen eines Tagebuches, schaut einfach nochmal rein...