Donnerstag, 13. September 2012

Was sind PAT-Werte?

PAT steht als Abkürzung für Puls, Atmung und Temperatur. Nicht nur für Distanzreiter sind diese Werte von Bedeutung, eigentlich sollte jeder Reiter, Halter und Züchter wissen, von was hier die Rede ist. Und noch viel wichtiger: jeder Reiter, Halter und Züchter sollte die Normalwerte der eigenen Pferde kennen!

Die Basiswerte schwanken ja doch ziemlich und sind im Ernstfall nur bedingt aussagekräftig. Gemeint ist: wenn ich nicht weiß, welche Werte mein Pferd normalerweise hat, wie will ich dann entscheiden ob die Werte im betreffenden Fall abweichen oder nicht?

Beispiel: wenn der Ruhepulswert bei 28-46 Schlägen pro Minute angenommen wird, ist mein Pferd mit 44 Schlägen im fraglichen Fall eher nicht auffällig. Weiß ich aber, daß die individuellen Werte meines Pferdes bei 30 etwa liegen, dann sieht die Sache schon anders aus...

Aus diesem Grund wurde mir vor vielen Jahren empfohlen, die Werte meiner Pferde in regelmäßigen Abständen abzufragen um im Ernstfall verlässliche Referenzwerte zu haben. So habe ich es mir zur Gewohnheit werden lassen, einmal im Monat (meist am 1. Wochenende um eine gewisse Regelmäßigkeit rein zu bekommen) komplett die Werte aller Pferde abzunehmen.

Einmal im Ruhezustand im Stall oder auf der Weide und einmal nach einem kurzen, aber intensiven Training im Round Pen (immer gleiche Zeitintervalle einhalten!). Da Reiten nicht immer und bei allen Pferden möglich war (Fohlen z.B.) habe ich mich auf die Round Pen Variante festgelegt, aber mehr dazu später...

Auf diese Weise erhält man im Laufe der Zeit auch ein Gefühl für jahreszeitliche und trainingsbedingte Veränderungen, die sich in den Werten immer mal ergeben haben.

Aber welche Werte sind denn nun "normal"? 

Im Netz findet man verschiedene Angaben und auch die entsprechende Fachliteratur ist sich nicht immer einig. Hier mal die Werte, bei denen die allermeisten Quellen einig sind:

Puls: 28-46 Schläge pro Minute im Ruhezustand, es sind jedoch Werte zwischen 24 und 50 in der Literatur zu finden. Unter Beanspruchung können auch Werte weit über 200 erreicht werden. Am besten fühlt man den Puls mit der flachen Hand oder mit einem Stethoskop hinter dem linken Ellbogen, dies erfordert jedoch etwas Übung. Man kann den Puls auch am Kieferrand oder an der Schweifrübe messen.

Atmung: 8-16 Atemzüge pro Minute, man rechnet einmal Ein- und wieder Ausatmen als einen Atemzug. Man schaut hier auf die Flanken, nicht auf die Nüstern um die Atemzüge zu zählen. Bei warmen Wetter oder unter Belastung werden auch Werte über 30 erreicht, abhängig auch von Alter, Kondition und Gesundheitszustand des Pferdes.

Temperatur: 37,5-38,2° Celsius beim erwachsenen Pferd im Ruhezustand, hier ist man sich weitgehend einig. Fohlen können, abhängig vom Alter auch bis 39° noch im normalen Bereich sein. Unter Belastung ist die Temperatur natürlich etwas höher, ohne dass das Pferd Fieber hat, deswegen empfehe ich, sowohl Ruhe- als auch Belastungswerte zu notieren.

Wo und wie halte ich die Werte fest?

Eine Möglichkeit ist, ein Blatt in den jeweiligen Equidenpass rein zu legen und dort die regelmäßigen Werte zu notieren. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, daß eine zusätzliche Speicherung der Daten in digitaler Form nicht nur sicherer ist (denn die Blätter sind bei Turnieren etc. immer mal abhanden gekommen) sondern auch eine Auswertung deutlich einfacher macht.

Als großer Fan vernetzter Dokumente habe ich an meine Datenbank zu meinen Pferden mittels eines Tabellenkalkulationsprogramms eine zusätliche Datei angehängt, in die ich die Werte zu den festgelegten Terminen nur eintragen musste. Per Datenbank-Funktion konnte dann am Ende jedes Jahres eine entsprechende Übersicht für jedes Pferd abgerufen werden. Abweichungen und Schwankungen waren so direkt ersichtlich und im Krankheitsfall für den Tierarzt sofort einzusehen.

Das ganze kann dann beispielsweise so aussehen: 
Pferd 1, Stute, 12 Jahre, Basistraining, tragend für Mai oder
Pferd 2, Stute, 1 Jahr, Fohlentraining oder
Pferd 3, Hengst, 7 Jahre, Distanz-Training für Saison ab März

Datum 01. Januar des Jahres
Wetter Sonnig, -2°C, Offentall mit Paddock
Belastung 10 Minuten Aufwärmen, 5 Minuten Round Pen, PAT-Werte, 10 Minuten Bodenarbeit mit Stangen, 5 Minuten Abkühlen
Puls Atmung Temperatur
Ruhe Belastung Ruhe Belastung Ruhe Belastung
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Manchmal empfielt es sich, auch Bemerkungen zur Tagesform mit aufzunehmen (z.B. Lahmheit nach Integrierung neuer Pferde in die Herde ist abgeheilt, oder Impfung vor 3 Tagen, oder ähnliches) die die Werte unter Umständen beeinflussen können.

Und wie könnte ein Belastungstraining aussehen?

Wichtig ist, alle Pferde gleich lang und gleich viel zu arbeiten um aussagekräfitge Werte zu bekommen. 2 Stunden mit dem Hengst ins Gelände Reiten ist eine andere Belastung als mit dem Fohlen eine halbe Stunden Bodenarbeit zu machen oder mit der Stute an einer Springstunde teilzunehmen. Da nicht alle Pferde geritten oder gefahren werden können, und Fohlen auch keine 2 Stunden gearbeitet werden sollten, habe ich ein System entwickelt, mit dem ich alle Pferde am betreffenden Tag gearbeitet habe.

Meinen Trainingsplan findet Ihr hier: Trainingsplan für PAT-Werte

Züchter und Halter von mehreren Pferden mögen jetzt einwenden, daß einem die Zeit fehlt um jedes Pferd eine gute halbe Stunde zu arbeiten...
Kleiner Tip: Man kann beispielsweise Jungpferde im Round Pen auch zu zweit oder zu dritt arbeiten, auch bei der Arbeit über Stangen oder Freispringen etc. Vor allem wenn man frei arbeitet und alle eine gute Fohlenschule absolviert haben, also auch frei zu lenken und kontrollieren sind.

Welche Werte und Angaben ich sonst noch für wichtig erachte und was bei meinen Pferden auch regelmäßig geprüft wird, erfahrt Ihr im nächsten Artikel: Vitalwerte des Pferdes