Samstag, 22. September 2012

Vitalwerte des Pferdes

Für das Training des Pferdes und auch für die Kontrolle des Entwicklungsstandes eines Pferdes im Wachtum oder Training ist es nützlich im Rahmen der monatlichen Checks auch noch ein paar zusätzliche Werte mit aufzunehmen. So können Schwankungen schnell und sicher erkannt und gegebenenfalls gegengesteuert werden.

Maße: Diese Werte sind vor allem bei der Aufzucht von Fohlen interessant, aber auch erwachsene Pferde profitieren davon, regelmäßig gemessen zu werden, weil man damit auch Rückschlüsse auf Gewicht und Allgemeinen Zustand nehmen kann. Stockmaß, Körperlänge, Bandmaß und Röhrbeinumfang reichen in der Regel aus.


Gewicht: Gerade wenn ein Pferd im Training ist, eine Stuten tragend ist oder auch die Decksaison ansteht, kann mit der Kontrolle des Gewichtes lange vor der optischen Sichtbarkeit von Fütterungsdefiziten gegengewirkt werden. Wenn man nicht die Möglichkeit hat, das Pferd genau zu wiegen (beispielsweise bei Landwirtschaftlichen Genossenschaften sind Waagen, die geeignet sind. Eine Nachfrage vor Ort ist hier oft erfolgreich.) kann man sich mittels einer Formel einen groben Überblick verschaffen. Und nicht zuletzt auch bei der Dosierung von Wurmkuren und ähnlichem ist es essentiell das (zumindest ungefähre!) Gewicht des Pferdes zu kennen und nicht einfach mal auf Verdacht zu dosieren...

Gewicht in kg = Brustumfang (cm) x Brustumfang (cm) x Körperlänge (cm) / 11900 

Dies ist die Formel, die für die grobe Berechnung des Gewichtes hergenommen werden kann. Kontrollmessungen in meinem Bestand ergaben, daß die Formel weitgehend korrekt ist. Ausnahme: eine Stute, die im Sommer einen üppigen Grasbauch angefuttert hatte war deutlich schwerer als errechnet. Alle anderen Werte stimmten im großen und ganzen (max. Abweichungen waren 5-10 kg die ich festellen konnte). Nur rechnen reicht also nicht, man muß auch genau schauen und gesunden Menschenverstand walten lassen...

Optik: Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, jeden Monat am "Check-Tag" auch Fotos von den Pferden zu machen. Erstens hat man immer aktuelles Fotomaterial und es ergab sich der eine oder andere brauchbare oder witzige Schnappschuß, und zweitens sieht man auf dem Foto oft mehr. Ganz einfach aus dem Grund, daß das Auge immer fokussiert schaut und ein Foto grundsätzlich alles aufnimmt, was "da" ist. Gerade wenn man seine Pferde jeden Tag mehrmals sieht, entgehen einem Kleinigkeiten gelegentlich. Oft hilft es auch, das Pferd einfach mal in Ruhe und konzentriert zu betrachten, genau hin zu sehen und wirklich kritisch zu hinterfragen ob alles in Ordnung ist. Nicht zuletzt genießen die meisten Pferde die ungeteilte Aufmerksamkeit in der Regel sehr, das ist auch für das Miteinander sehr wichtig.

Kontrolle: Nachdem man das Pferd auf festem Boden genau angeschaut hat, ist es auch sinnvoll, das Pferd mal vorzutraben. Geringe Unregelmäßigkeiten vom rumtoben auf der Koppel oder ähnlichem haben garnicht erst die Möglichkeit zu richtigen Lahmheiten zu werden, wenn man seine Pferde regelmäßig kontrolliert.
Auch ein Blick auf die Zähne kann bei der Gelegenheit nicht schaden, ganz abgesehen davon, daß ein regelmäßiger Check auch vorbereitend für eine eventuell später mal nötige Behandlung ist. Ein Pferd, das regelmäßig kontrolliert wurde findet nichts außergewöhnliches dabei. Im Gegensatz zu einem Pferd, daß sich beim Zahnarzt oder Hufschmied aufspult, weil es nur alle Schaltjahre mal in die Verlegenheit kommt, mit solch einer Situation kontrontiert zu werden.

Grundsätlich profitiert man also von einem reinen "Check-Tag" vor allem auf lange Sicht und das Pferd wird an die Möglichkeiten und Routinen, die auftreten können (Tierarzt, Hofschmied, Zahnarzt, Vorstellen, Bewerten, etc...) gleich von Fohlen an gewöhnt. Ein schöner Zusatz ist der "Entspannungswert" für das Pferd, das sich intensiv betreut fühlt, ohne mit der üblichen Routine: rein holen, putzen, satten, reiten, absatteln, überputzen, rausbringen... konfrontiert zu werden. Meine Pferde mochten den Check-Tag immer sehr gerne.

Aber Achtung: hier sind mit Optik und Kontrolle nicht die täglich erforderliche Kontrolle der Hufe, des Gesundheitszustandes, eventueller Verletzungen und der allgemeinen Form gemeint, diese sind eine ganz andere Geschichte!