Freitag, 28. Juni 2013

Viele, viele bunte Stangen

Heute stehen ja die Stangenarbeit, bzw. das Testen was Kim von den Stangen an sich hält, und die Arbeit auf dem Platz auf dem Programm.

Aber selbstverständlich geht es erst mal mit der Pflege und dem Putzen los. Als wir Kim aus dem Offenstall holen wollten, kam sie uns schon neugierig entgegen, scheint ihr wohl Spaß zu machen. Ich musste zwar trotzdem nochmal hinterherlaufen, aber das lag wohl eher an dem zweiten Pferd, dem sie ausweichen wollte. Denn nachdem sie aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich raus war, war sie sofort wieder bei mir.

Insgesamt finde ich es jedoch überhaupt gut, das sie schon angelaufen kommt. Man darf ja mal nicht vergessen, daß ich noch nicht wirklich lange mit ihr arbeite. Und wenn ihr die Arbeit keinen Spaß machen würde, würde sie sicherlich nicht sofort angelaufen kommen...


Beim Putzen hab ich keine neuen Verletzungen gefunden, die alten Verletzungen sind besser geworden, die Schwellung an der rechten, hinteren Fessel außen ist weniger geworden (vor allem direkt am Gelenk, weiter an der Röhre nach oben ist noch was zu sehen). Die Augen sind immer noch ziemlich rot, aber mit dem Fliegenschutz scheint es langsam besser zu werden. Kim ist auch beim Führen heute nicht mehr so zögerlich gewesen und nähert sich langsam (zumindest öfter mal) der Führposition, die ich gerne hätte. Zwischendurch lässt sie sich zwar immer noch ziemlich bitten, aber es ist deutlich besser als zu Beginn.

Bei schönem, sonnigem Wetter sind wir dann zum Reitplatz. Auf den Steinen ist Kim wieder fühlig gelaufen und hat sich auch in Schlangenlinien den besten Weg gesucht. Der Schmied war leider immer noch nicht da, deswegen sind die Hufe auch noch nicht gemacht. Aus diesem Grund werden wir auch vorerst nur in langsamem Tempo arbeiten und auf Longieren oder ähnliches komplett verzichten. Dafür möchte ich gerne ordentliche Hufe in vernünftiger Kondition haben.

Als erstes haben wir uns die Stangen angesehen, das hat Kim nicht beeindruckt, sie wollte nicht mal genau hin schauen. Sie schien eher gelangweilt. Auch das gerade darüber gehen kennt sie anscheinend, oder findet es nicht weiter erwähnenswert. Beim Führen mit veränderten Abständen (damit sie genau schauen muß, wo genau sie denn nun hin läuft) hat sie zum ersten Mal wirklich Interesse an den Stangen gezeigt und diese als Aufgabe wahrgenommen. Aber auch hier ist das darüber gehen kein Problem.

Das Anhalten über den Stangen, sodaß eine Stange unter dem Pferd liegt und die Vorderbeine davor, sowie die Hinterbeine dahinter stehen, fand sie eigenartig. Ich hab sie dann einen Moment stehen lassen, damit sie über die Situation nachdenken kann und nicht aus Reflex davonläuft oder gar drauf tritt. Zuerst hat sie dem Stehen versucht nach vorne auszuweichen, aber das ging nicht, dann versuchte sie es nach hinten. Ein Vorderfuß war auf der Stange, aber mit Stimmkommando hat sie dann still gehalten. Allerdings hat sie den Fuß dann nicht mehr abgesetzt, das mußte ich dann mit dem Huf-auf-Huf-ab Komando nochmal extra machen. Das ich nicht in Führposition stehe, hat sie auch etwas verunsichert. Das üben wir bei Gelegenheit nochmal.

Nachdem sie eine kurze Zeitlang über den Stangen gestanden hat, nahm sie auch den Kopf runter und war wieder aufnahmefähig. Daraufhin hab ich das bereits schonmal probierte Kommando zum seitwärts treten gegeben, das wir "trocken" ja schon ein paarmal haben mit einfließen lassen. Und siehe da, nach kurzem Überlegen ist Kim schön seitwärts nach links aus den Stangen raus getreten. Das hat wirklich überraschend gut geklappt. Ich hatte auch mit Absicht die linke Richtung gewählt, nachdem mir schon ein paarmal aufgefallen ist, das alles mit rechts etwas besser zu gehn scheint.

Damit wollte ich den Teil mit den Stangen erst mal gut sein lassen und hab versucht nochmal das Seitwärts Kommando ohne Hilfsmittel (auch mit und ohne Bahnrand) nach links zu üben. Die Erfolge waren mäßig und sehr unkontinuierlich. Sie tritt hinten einfach nicht über. Sie macht nach links einfach mit dem äußeren Huf einen größeren Schritt und zieht den inneren Huf nach, bis sie ihn daneben stellen kann. Das war nicht so ganz das, was ich mir vorgestellt habe. Trotzdem hab ich Kim dazu bekommen, wenigstens immer mal einen Schritt wirklich richtig zu machen.

Kim weicht bei dieser Übung auch immer auf mehr oder weniger deutliche Kreislinien ab und versucht sich mit der genannten Methode zu entziehen, obwohl sie vorne ordentlich geht. Der Rücken ist möglicherweise noch nicht wieder ganz ok oder sie ist noch etwas verspannt. Aber das bekommen wir schon hin.

Nach einer kurzen Übung im Ruhigstehen, währenddessen ich meiner Begleitung erklärt habe, was genau ich mache und warum, ging es weiter in Kim's heutigem Programm: jetzt wollte ich gerne das Seitwärts treten ohne Hilfsmittel nach rechts üben. Und siehe da, wie erwartet ging das viel, viel besser als nach links. Genau genommen hat Kim mich mit 10-12 sauberen, schnurgeraden Seitwärtstritten in vorbildlicher Haltung überrascht. Das muß natürlich gelobt werden, zumal sie hier hätte absolut in jede Richtung ausweichen können, da ich an der Bande stand und sie in Richtung Bahnmitte mit dem Kopf zu mir. Deswegen gab es hier ein Stückchen Karotte und die Übung wird für heute beendet.

Während ich meiner Begleitung erklärt habe, warum wir nun aufhören, wo wir doch noch garnicht so lange auf dem Platz sind, habe ich die letzte Übung für heute vorbereitet. Da ich Kim nochmal durchdehnen wollte, und auch noch Freistehen und Kopfsenken auf meinem Plan stehen hatte, hab ich beschlossen, das alles miteinander zu verbinden. Also hab ich Kim erst auf den Platz gestellt und das Seil auf den Boden gelegt. Das fand sie eigenartig und hat immer mal versucht den einen oder anderen Schritt zur Seite zu machen. Da ich das immer wieder verhindert habe, richtete sie ihre Aufmerksamkeit dann auf mich.

Ich bin dann immer mal ein paar Schritte in die eine oder andere Richtung gegangen und Kim musste trotzdem stehen bleiben. So ganz hat sie den Sinn dieser Übung allerdings noch nicht verstanden, denn ihr Blick blieb recht skeptisch. Vor allem als ich dann auch noch hinter ihr stand und dann auch noch anschließend auf der "falschen" Seite. Beim Führen ist sie auch nicht gewöhnt, wenn sie von rechts gearbeitet wird. Aber sie blieb doch einigermaßen schön stehen.

Deswegen hab ich dann die Dehnungsübungen für den Rücken, den Hals und die Schulter direkt vor Ort gemacht. Mittlerweile steht sie (zumindest nach der Arbeit) auch gerade, wenn man von hinten übers Pferd schaut. Sonst ist sie immer irgendwie im Rücken verbogen und steht nicht ordentlich und gleichmäßig auf allen vier Beinen. Als sie dann schön entspannt war haben wir zum Abschluß das Kopfsenken kurz angeschnitten, ich glaube nicht, das sie das schon verstanden hat. Aber das macht ja auch nichts, wir üben es bei Gelegenheit einfach immer wieder.

Mit dieser doch, wie ich finde, recht erfolgreichen Resonanz haben wir den heutigen Trainingsteil dann auch abgeschlossen und es ging zurück in den Offenstall. Dort wurden wir auch vom zweiten Pferd schon erwartet, aber mittlerweile wartet dieses auch bis ich fertig bin mit Kim, bevor sie sich dazwischen drängelt. Obwohl heute hat sich das zweite Pferd sowieso ziemlich außerhalb gehalten, vielleicht hat sie jetzt wirklich verstanden, daß es für sie nichts interessantes gibt, wenn ich Kim das Halfter ab- und den Fliegenschutz aufziehe.

Abschließend haben wir auch noch ein paar Fotos gemacht, diesmal wieder mit einer neuen Einstellung. Die neue Kamera hat so viele Programme, da probiere ich nächstes Jahr noch rum, bis ich alle durch hab...

Richtig schön fand ich dann, als Kim (vermutlich zumindest teilweise durch Zufall) auf mein Überkreuzen (weil ich sie aus einem guten Winkel fotografieren wollte) ganz vorschriftsmäßig seitlich ausgewichen ist und mit dem "schlechten" Hinterbein schön unter- und seitlich übergetreten ist und das mit einer schönen, durchgängigen Biegung. Da ich grad den Finger auf dem Auslöser hatte, konnte ich diesen schönen Moment auch direkt einfangen.

Irgendwie scheint ihr das Training und vor allem auch das Dehnen absolut gut zu tun, man sieht die Veränderung immer mal wieder in kleinen Nebensächlichkeiten...