Sonntag, 9. Dezember 2012

Die Losgelassenheit

Unter Losgelassenheit versteht man grundsätzlich erst mal ein entspanntes Pferd, also ein Pferd das im Gleichgewicht ist und mit locker schwingendem Rücken läuft. In der Regel hat das Pferd den Kopf gesenkt und ist aufmerksam. Durch das Senken des Kopfes und die entspannte, locker schwingende Haltung des Rückens nimmt hier die Hinterhand mehr Gewicht auf und das Pferd trägt sich besser selbst, während die Vorderhand entlastet wird. Ein entspanntes Pferd fühlt sich körperlich und seelisch wohl und hat ausreichend Kapazitäten frei, sich aktiv mit der Arbeit und seiner Umwelt auseinander zu setzen.

Diese Haltung ist der erste Schritt in Richtung eines zuverlässigen, entspannten und vor allem gesunden Reitpferdes. Ein Pferd in dieser Haltung ist aufmerksam und arbeitet mit, denn es ist ja in einem angenehmen Zustand und bekommt zusätzlich noch die Aufmerksamkeit seines Reiters oder Ausbilders. Und meiner Erfahrung nach, geniessen die meisten Pferde die ungeteilte Aufmerksamkeit ihres Reiters oder Ausbilders, denn in der beschriebenen angenehmen Atmosphäre ist auch sehr wahrscheinlich, daß das Pferd gelobt wird und das mögen sie alle gern.

Es erschrickt sich auch weniger als ein Pferd, das mit verspanntem Rücken und hochgerissenem Kopf seine Runden dreht. Durch den allein durch diese genannte falsche Haltung des Pferdes, abgesehen von dem Einfluß des Reiters, den wir bis dato ja noch nicht besprochen haben, ist das Pferd durch die falsche Haltung bereits so unter Strom, daß der geringste Anlaß ausreichend ist, um ein Scheuen oder Widersetzlichkeiten hervorzurufen.

Bevor wir also zum nächsten Schritt unseres Fahrplanes kommen, ist es nötig das Thema Losgelassenheit so zu festigen, das es mühelos und so schnell wie möglich abrufbar ist. Solange man noch eine volle Unterrichtseinheit arbeiten muß, bis sich der gewünschte Zustand der Losgelassenheit einstellt, ist es definitiv zu früh für den nächsten Schritt.