Donnerstag, 15. November 2012

Trainingsplan für PAT-Werte

Über die Notwendigkeit, die PAT-Werte der eigenen Pferde zu kennen, habe ich im letzten Artikel schon geschrieben. Aber wie nehme ich nun die Werte unter Belastung? Und vor allem, wie schaffe ich gleiche Vorraussetzungen für alle Pferde?

Grundsätzlich gilt: Wichtig ist, alle Pferde gleich lang und gleich viel zu arbeiten um aussagekräftige Werte zu bekommen. 2 Stunden mit dem Hengst ins Gelände Reiten ist eine andere Belastung als mit dem Fohlen eine halbe Stunden Bodenarbeit zu machen oder mit der Stute an einer Springstunde teilzunehmen. Da nicht alle Pferde geritten oder gefahren werden können, und Fohlen auch keine 2 Stunden gearbeitet werden sollten, habe ich ein System entwickelt, mit dem ich alle Pferde am betreffenden Tag gearbeitet habe.

Trainingsplan für PAT-Werte



Aufwärmen: Ein Aufwärmen ist bei jeder Sportart nötig, warum sollten wir es unseren Pferden dann verwehren? Ca. 10 Minuten reichen eigentlich schon aus, um Muskeln, Sehnen und Gelenke auf die kommenden Belastung vorzubereiten. Das Aufwärmtraining sieht bei mir so aus, daß ich die Pferde im fleißigen Schritt gehen lasse und Richtung, Richtungswechsel und Pattern vorgebe. Mit einem gut am Boden gearbeiteten Pferd ist das kein Problem. Ein langsamer, gemütlicher Trab im Wechsel mit Schritt-Strecken und Richtungswechseln runden das Aufwärmtraining ab. Nach dem Aufwärmtraining kommen die Pferde in die Mitte und stehen still. Mit etwas Übung kann man so eine klare Abgrenzung zum Belastungsteil zur Routine werden lassen, die die Pferde mit der Zeit kennen.

Belastung: Hier arbeite ich 5 Minuten lang gezielt im schnellen Trab und Galopp mit Tempo- und Richtungswechseln, auch dabei können verschiedene Pattern eingebaut werden, die Konzentration und Fokus des Pferdes erhalten und das Belastungstraining nicht in ein wildes Rumrasen ausarten lassen. Das ist nicht Sinn der Sache! Das Pferd soll bei der Aufgabe immer kontrolliert und lenkbar sein. Auch hier zahlt sich eine fundierte Bodenarbeit aus. Diese Phase des Trainings wird mit einem ruhigen Durchparieren und einer Runde Schritt abgeschlossen, bevor das Pferd wieder zur Mitte kommt.

PAT-Werte: Jetzt hat man die Möglichkeit, die PAT-Werte abzunehmen und zu notieren. Mit modernen Kommunikationsmitteln ist hier weder Stift noch Papier nötig, aber ein kleiner Notizblock und ein Bleistift tun es natürlich auch. Wie die PAT-Werte abgenommen werden können, steht hier: PAT-Werte was ist das?

Bodenarbeit: Die folgenden 10 Minuten arbeite ich mit dem betreffenden Pferd am Boden, beispielsweise mit Stangen. Hier kann Koordination und Konzentration geschult werden und das hat noch keinem Pferd geschadet, egal welchen Alters. Eine schöne Übung ist in verschiedenen Gangarten und Tempi über Stangen treten zu lassen, deren Abstände regelmäßig oder alternativ auch unregelmäßig sind. Die Pferde können seitlich und rückwärts gearbeitet werden. Man muß hier nur etwas Kreativität entwickeln und den Pferden macht das Spaß.
Da an der Hand höchstens im Trab gearbeitet werden kann (zumindest ich bin nicht so schnell zu Fuß, daß die Pferde nebenher galoppieren können...), kommen die Pferde nach dem kurzen Tempotraining auch wieder runter, das ist bei Pferden die im Offenstall gehalten werden sehr wichtig.

Abwärmen: Hier sollten mindestens nochmal 5 Minuten eingeplant werden, in denen man das Pferd einfach ruhig im Schritt laufen lässt. Wer für die Bodenarbeit mit Halfter oder Trense gearbeitet hat, kann diese jetzt entfernen und das Pferd gegebenenfalls auch nochmal wälzen lassen. Bei meinem Hengst war das Training ohne Wälzen nicht komplett, selbst wenn wir vom Außenplatz zum Stall gelaufen sind (was den 5 Minuten entspricht), hier war immer noch ein kurzes Wälzen im Round Pen erforderlich, damit er zufrieden war. Beim Laufen bin ich auch ohne Hilfsmittel immer mit gelaufen, so kann man auch nochmal in Ruhe loben. Hier erzähle ich dem Pferd, was es alles gut gemacht hat, selbst wenn es meine Worte nicht versteht, kann es doch Stimmung und Lob erkennen. Und Loben ist nicht nur bei der Bodenarbeit essentiell! Damit meine ich allerdings nicht, die Unart dem Pferd den Hals zu verprügeln...

Das Ende des Trainings wird immer mit Aufhalftern und dem Verlassen des Arbeitsplatzes signalisiert. Gerade für junge Pferde ist es wichtig, feste Rituale zu haben, die sich vom "normalen" Umgang unterscheiden. Aus diesem Grund ist es meiner Meinung auch sinnfrei, auf der Koppel mit dem Pferd arbeiten zu wollen, weil die Zeit grad knapp ist. Der Arbeits- und Freizeit-Bereich sollte auch für Pferde klar definiert und abgetrennt sein.

Kleiner Tip: Man kann beispielsweise Jungpferde im Round Pen auch zu zweit oder zu dritt arbeiten, auch bei der Arbeit über Stangen oder Freispringen etc. Vor allem wenn man grundsätzlich auch mal frei arbeitet und alle eine gute Fohlenschule absolviert haben, also auch frei zu lenken und kontrollieren sind. Das spart bei mehreren Pferde etwas Zeit und wenn die Fohlen das Training schon bei Fuß kennen gelernt haben, ist das kein Problem.