Freitag, 18. Januar 2013

Messebesuch mit Zeitreise und Deja-Vu

Gestern habe ich kurz entschlossen einen Ausflug zur Leipziger Messe "Partner Pferd" unternommen. Mit dem Gedanken, dem großen Ansturm am Wochenende zu entgehen, hatte ich mir gezielt den Donnerstag ausgesucht, damit ich mir in Ruhe alles anschauen konnte, ohne daß mir viel zu viele Besucher die Füße platt treten...

Nach einem kurzen Blick ins Programm stellte sich heraus, das diejenigen Programmpunkte, für die ich mich besonders interessiert habe, genau an diesem Tag auch anstehen. Glück muß man eben haben!


Direkt nach der Ankunft in der Messehalle fühlte ich mich sofort um 10 Jahre zurückversetzt: Genau an dem Punkt, an dem ich seinerzeit beschlossen habe, dass der herkömmliche Reitsport mit allen dazugehörigen Stilblüten nichts für mich ist, bin ich wieder eingestiegen...

Auf dem Abreiteplatz sah man zugeschnürte, heruntergeriegelte und überzäumte Pferde, die per Rollkur mal schnell "wieder in die Reihe gestellt" wurden. Und wie damals schon, interessierte es auch hier keinen wirklich. Nicht die Zuschauer, nicht die Ringstewards und auch, vor allem, nicht die Reiter. Auf die eigentlichen Prüfungen ist mir damit direkt die Lust vergangen. Die eigentlichen Prüfungen hab ich mir dann garnicht mehr angesehen.

Nach einem kurzen Rundgang über die Messe, einigen netten Gesprächen und vielen eingesammelten Prospekten später, hab ich mich auf dem Weg zum Showring gemacht, denn dort sollte gleich nach der Mittagspause das eine oder andere Showbild zu sehen sein.

Ich kam auch pünktlich um schön vorgestellte Spanische Pferde zu bewundern, die teilweise an der Hand und teilweise unter dem Sattel vorgestellt wurden. Hier machte es wirklich Freude zuzusehen, eine Augenweide!

Vor allem auch auf das Schaubild mit meiner bevorzugten Rasse war ich sehr gespannt. Leider wurde ich stark enttäuscht: Nachdem ich zuhause schon mal recherchiert hatte, welche Pferde denn potentiell da sein könnten, welche Abstammungen diese Pferde haben und aus welchen Stutenfamilien sie kommen, fand ich eher kleine und unscheinbare Pferdchen vor, die teilweise schlecht bis schlichtweg falsch bemuskelt waren und mehr oder weniger apathisch rum standen, alle noch dazu mit Rotznasen.

Das gerittene Schaubild war sowohl vom Kenntnisstand der Reiter, als auch der Pferde eher mäßig. Wo man entschuldigend moderierte, daß es sich doch teilweise um gerade erst eingerittene Pferde handelte, zeigten die Pferde durch die Reihe (und durch alle Altersstufen!) durch ein ungebähriges Verhalten unter dem Sattel: hochgeworfene Köpfe, weggedrückte Hälse und Rücken, unklare Gangarten, zackeln bis hin zu rundheraus bocken war wirklich alles mit dabei (und nicht nur einmalig, sondern am laufenden Band)...

Die mir unbekannten Zuschauer neben und hinter mir diskutierten hörbar, das es genau das sei, warum man diese Pferde nicht reiten könne und weshalb man absolut kein Pferd mit auch nur ein bißchen Blutanteil haben wollte. Und so sehr ich diese Rasse schätze, anhand dessen was da vorgestellt wurde, mußte ich leider im geheimen beipflichten. Es war mehr als peinlich!

Im Anschluß sollte gezeigt werden, wie nervenstark die Rasse doch ist. Beim Versuch auf dem Rücken des Pferdes einen Regenschirm aufzuspannen, ging das Pferd erst mal durch und konnte (wieder bockend) erst am entgegengesetzen Ende der Bahn wieder unter Kontrolle gebracht werden. Ein Teil der Reiter waren dann auch (wohl sicherheitshalber...) abgegestiegen und zeigten dann vom Boden aus ein paar Übungen mit Klappersack und Plane. Ausführung und Benehmen der Pferde (wobei es so aussah als würden einige Pferde zum allerersten Mal im Leben einen Regenschirm sehen!) verleiteten das Publikum wieder zu umfangreichen Scherzen auf Kosten der ganzen Rasse.

Ich war maßlos enttäuscht und hatte dann auch keine Lust mehr, mich mit den Ausstellern näher zu unterhalten, denn das war einer meiner Hauptgründe für den Besuch der Messe gewesen. Auch den Besuch auf dem ausstellenden Gestüt werde ich mir nun mit Sicherheit sparen und mir lieber anderweitig einen schönen Tag machen...

Außerdem auf dem Programm standen mehrere Vorführungen Klassischer Reitweisen, es waren Westernreiter mit im Programm und auch die Doma Vaquera wurde ansprechend vorgestellt. Neben einigen Präsentationen an der Hand (zumeist junge Pferde) wurden auch vor allem von den Spanischen Reitern Pferde mehrerer Ausbildungsstufen gut und professionell vorgestellt.

Besonders schön fand ich auch den direkten Vergleich eines S-Dressurpferdes und eines nach Doma Vaquera ausgebildeten Pferdes, die einen Pas de Deux zeigten. Auch den Zaumzeugwechsel des Dressurpferdes auf eine gebisslosen Zäumung (wohlgemerkt während der Vorstellung und während der Reiter drauf saß!) war sehr unterhaltsam, da das Pferdchen offensichtlich auch lieber ganz ohne Zaum geritten werden wollte. Und offensichtlich kann man gut ausgebildete Dressurpferde auch ohne Zaumzeug weiter im Programm laufen lassen, denn das ging einwandfrei. Respekt.

Man konnte im Programm dann auch einem Pferde-Ostheopathen über die Schulter schauen, der eine Stute direkt im Ring behandelt hat und genau erklärt hat, was genau er da macht und warum. Das war für mich einer der interessantesten Programmpunkte. Obwohl ich bei meinen Pferden regelmäßig auch die Ostheopatin meines Vertrauens da hatte, war es sehr interessant auch mal anderen Arbeitsweisen zu beobachten. Denn hier wurde ganz anders gearbeitet, als ich das von früher so gewohnt war.

Mein absolutes Messe-Highlight war die Vorstellung der Parelli-Instructorin Silke Vallentin. Hier gab es ganz toll gearbeitete Pferde (richtig bemuskelt, gut trainiert, genau so wie es sein soll!) zu sehen, die meisterhaft vorgestellt wurden. Diese Vorstellung war absolut die Fahrt nach Leipzig wert. Hier hab ich mir auch gleich den einen oder anderen Termin für dieses Jahr vorgemerkt, da lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall. Für alle Interessierten gibt es hier auch den Link zu ihrer Seite: www.silkevallentin.de

Alles in allem wirklich ein gelungener Tag mit vielen interessanten, neuen Eindrücken, vielen neuen Adressen und Flyern und dem einen oder anderen Deja-Vu. Wer an diesem Wochenende noch nichts vor hat, sollte sich die Zeit nehmen und einen kleinen Ausflug zur Partner Pferd Messe wagen, es gibt viel zu sehen. Mehr Infos und das aktuelle Programm gibt es hier: www.partner-pferd.de